Rückblick und Ausblick

Das Dylan-Jahr 2025 war das Jahr der zwei Dylans. Während der alte Dylan unermüdlich Nordamerika und Europa bereiste, war auf Tonträgern und im Film der junge Dylan omnipräsent.
„Like A Complete Unknown“
Anfang des Jahres erschien auch hierzulande das Dylan-Biopic „Like A Complete Unknown“. Trotz der großartigen Regie von James Mangold und den fantastischen schauspielerischen Leistungen von Timothée Chalamet als Bob Dylan und Edward Norton als Pete Seeger ging der Film bei den Oscar-Prämierungen leer aus. An der Kasse war der Film allerdings ein Erfolg. Die Älteren freuten sich, dass diese Geschichte endlich erzählt wurde, die Jüngeren wurden mit Chalamet in den Film gelockt und begeisterten sich für den rebellischen Musiker. Dass der Film im Sommer dann bei vielen Open-Air-Festivals gezeigt wurde, ist ein Beweis für die große Nachfrage. Der Betreiber dieses Blogs hat den Film mittlerweile viermal gesehen: In einer Pressevorführung in Englisch, als Vortragender bei der Darmstadt-Premiere im Filmtheater Rex in Deutsch, als Vortragender bei der Atlantischen Akademie in Kaiserslautern in Englisch mit deutschen Untertiteln und beim Seminar in Malente nochmals auf Deutsch.
Outlaw-Tour und Farm Aid
Im Sommer war Dylan wieder mit seinem Freund Willie Nelson in den USA auf der Outlaw-Tour unterwegs. Dort spielte er u.a. mit dem jungen Country-Bluegrass-Star Billy Strings und vermummte sich gegen Ende der Tour dann völlig, weil ihn das Fotografieren nervte. Derart mit Hoody vermummt, trat er dann auch beim 40. Farm Aid auf, wo auch der derzeit angesagte neue Protest-Dylan Jesse Welles auftrat.
Retro-Veröffentlichungen
Im Herbst ging es dann auf eine ausgedehnte Europa-Tour, während gleichzeitig die neueste Folge der Bootleg-Series ganz weit zurück zum ganz frühen Dylans führte. Ende November zum Record Store Day erschienen dann auch noch „The Freewheelin‘ Bob Dylan“ mit der damals ursprünglich geplanten Setliste (inklusive „Talkin John Birch Paranoid Blues“) und eine Live-Aufnahme seines Anti-Kriegs-Klassikers „Masters Of War“ vom 1. Januar 1963. Alles ganz schön retro und doch ganz aktuell: Die John Birch Society waren so etwas die MAGA-Vorfahren und Masters Of War ist angesichts der Kriege in der Welt immer aktuell.
Große Kunst und getrübte Freude
Dylans Performance bei seinen Europa-Konzerten war große Kunst. So gut, vital und künstlerisch beeindruckend, das schon da allen, die dabei waren, klar war: Das war kein Abschied. Und so veröffentlichte Dylan dann auch eine Botschaft im Internet, dass er im Frühjahr wieder touren würde und schon kurze Zeit später wurde die gesamte US-Frühjahrs-Tour 2026 mit allen Konzerten auf einen Schlag publik gemacht.
Getrübt wurde die Europa-Tour allerdings durch einen Vorfall, der Schlagzeilen machte: Dem Betreiber der Dylan-Fan-Plattform „Daily Dylan“ wurde bei einem Konzert in Glasgow vom Sicherheitspersonal eindringlich und bestimmt klar gemacht, dass er das Konzert zu verlassen hätte. Es wird davon ausgegangen, dass dies geschehen ist, weil auf „Daily Dylan“ von anderen erstellte Konzertmitschnitte und Konzertfotos der gerade laufenden Tour geteilt wurden. Bei der Rough And Rowdy Ways-Tour herrscht absolutes Handy- und Fotoverbot. Mitschnitte und Fotos findet man allerdings auch an vielen anderen Stellen im Internet, und diese haben die Dylan-Fangemeinde auch in für Künstler wie Fans gleichermaßen nicht immer einfachen Zeiten von Mitte der 1980er bis Ende der 1990er mit ihrem Meister zusammengeschweißt. Die Plattform verzichtet darauf zukünftig. Man wird schauen, wie es für „Daily Dylan“ weitergeht.
Frühjahrstour in den USA und dann?
Was danach kommt, weitere Konzerte in Europa oder anderswo, das steht aber noch in den Sternen. Und ob wir nach dem großen Retro-Jahr 2025 endlich mal wieder neue Bob-Musik bekommen, bleibt auch vorerst ungeklärt. Wie auch immer: Der Dylan dieser Tage ist so rastlos und produktiv wie eh und je. Und wenn es kein Album oder Konzert ist, dann zeichnet und malt er ja auch noch: Point Blank – eine Sammlung von gut 100 Zeichnungen – erschien am 7. November – und sollte seine einzige wirkliche Neuveröffentlichung in diesem Jahr bleiben.
Es bleibt also spannend. Wie immer zum Jahresausklang wünscht der Cowboy Band Blog mit „Must Be Santa“ ein frohes Fest und einen guten Rutsch!